Am Rande des Dorfes – der Mastholter See

Der Mastholter See, der nach dem Eigentümer Willi Benteler irrtümlich auch als „Benteler See“ bezeichnet wird, ist kein natürliches Gewässer. Auf einer rd. 25 ha großen Fläche ist zur wirtschaftlichen Gewinnung von Sand eine künstliche Wasserfläche entstanden, die erste im Kreis Gütersloh.

Aus den Erzählungen der Familie Willi Benteler sen. (1900-1970) ist bekannt, dass in früherer Zeit an dieser Stelle sporadisch oberflächig Sandabbau betrieben wurde und der Mastholter Bevölkerung für private Bauzwecke zur Verfügung gestellt worden ist. Weiter wird berichtet, dass der Mauersand, der zum Bau des Seitenschiffes der St. Jakobuskirche im Jahr 1905 benötigt wurde, von hier stammt.

Paula Benteler, geb. Menge (1912 – 1978), entschloss sich mit ihrem Sohn Willi Anfang der 1970er Jahre diese Fläche kommerziell für sich zu nutzen. Probebohrungen, mit dem Ergebnis einer guten Qualität feinsandigen Materials, versprachen einen gewinnbringenden Ertrag.

Die Firma Fritz Weiken GmbH & CO KG, Steinbruch, Schotterwerke und Sandgruben, aus Warstein-Suttrop, wurde für ihr Vorhaben, hier Sand abzubauen, gewonnen. Der geschlossene Vertrag sollte bis 2002 seine Gültigkeit haben. Nach der entsprechenden Genehmigung für den Betrieb und die baulichen Einrichtungen durch die Bezirksregierung Detmold, konnte die Aussandung im Jahre 1973 beginnen.


Sicht auf den See 1978

Sicht auf den See 1978

In den Jahren 1977 bis 1978 versuchte die Fa. Weiden an diesem Standort ein ergänzendes Standbein in der Produktion von bituminösem Fahrbahnbelag (als Teerwerk in Mastholte bekannt) zu schaffen. Das Vorhaben wurde nach kurzer Versuchsphase beendet.


Sicht auf den See 1985

Sicht auf den See 1985

1985 wurde der erste Pachtvertrag mit dem Surf und Segelverein, ein Jahr später mit dem Angelverein abgeschlossen.

Der enorme Absatz von Sand und die daraus sich abzeichnende frühzeitige Erschöpfung des Sandvorkommens, veranlassten den Betreiber 1986 zu weiteren Probebohrungen. In einer Abbautiefe von 7-8 Metern befand man sich auf einer mehr und mehr mit Mergel durchsetzten Sandschicht. Erkundungsbohrungen bis in eine Tiefe von 24 m bestätigten die Vermutung, dass kein weiterer Sand und Kies in tiefer gelegenen Schichten vorhanden war.


Sicht auf den See 1990

Sicht auf den See 1990

Die Überlegungen 1990, das Abgrabungsgebiet auch in westlicher Richtung auszuweiten, wurden von der Öffentlichkeit und der Politik nicht unterstützt. Zwischen 1992 und 1998 kam die Sandgewinnung deshalb völlig zum erliegen.

Ab Juli 1998 wurde ein spezieller Saugbagger von der Nordsee angemietet, der den immer fester werdenden Sand aus einer Tiefe von 8 Meter absaugen konnte. Emscher Mergel führte 2001, ein Jahr vor Vertragsablauf, zum Ende der Sandgewinnung an dieser Stelle. Mit der Demontage des Baggers im Jahr 2002 und der Siloanlage 2003 ging eine junge rd. 30 jährige nicht alltägliche Produktionsstätte zur Sandgewinnung zu Ende.

Aufgrund der Lage dieses Gebietes, das von der Bevölkerung erst allmählich wahrgenommen wurde, hat sich die entstehende und immer größer werdende Wasserfläche als Freizeit- und Naherholungsfläche für die gesamte Stadt Rietberg und natürlich insbesondere für die Menschen in Mastholte als attraktives Ausflugsziel angeboten.

Der Mastholter Ratsherr Heinrich Tanger hatte deshalb bereits frühzeitig in den 1970er Jahren die Idee, ein Naherholungsgebiet Mastholter See zu entwickeln. Entsprechend einer Vorplanung des Büros Nagelmann/Tischmann aus dem Jahre 1993 beschloss der Rat der Stadt im Dezember 1993 die grundsätzliche Entwicklung des Mastholter See zu einem Naherholungsgebiet.


See heute

Sicht auf den heutigen See

Bürgermeister André Kuper griff diesen damaligen Impuls auf und beauftragte 2002 das Planungsbüro Nagelmann/Tischmann mit der Entwicklung eines neuen bauleitplanerischen Gesamt- und Rahmenkonzeptes. Nach Beschlussfassung im Rat der Stadt Rietberg zur Sicherung der Bauleitplanung wurden vor dem Hintergrund dieses Konzeptes die Detailplanungen für einen Rad-/Gehweg um den See angelegt sowie durch später folgenden Grunderwerb auch die Freizeitnutzung des Sees für Angler und Surfer dauerhaft gesichert und für Wasserski neu entwickelt.


Das Naherholungsgebiet Mastholter See war geboren.

Ein Vertragsabschluss zwischen Willi Benteler und der Stadt im Jahr 2003 sicherte der Öffentlichkeit die dauerhafte Nutzung eines gewünschten Rundweges. Ein Jahr später entstand in städt. Finanzierung um den See für rd. 70.000,- € ein befestigter, 2,7 km langer Rad- und Wanderweg. Angelegt durch das Mastholter Tief- und Straßenbauunternehmen Josef Steinkemper.

Dank langjähriger Pachtverträge mit dem Surf- und Segelverein 2003, dem Angelverein 2003 und dem Wasserskiverein im Jahr 2004, gibt es an dieser Stelle inzwischen ein reichhaltiges und aktives Vereinsangebot. Mit ehrenamtlichem Einsatz und der finanziellen Unterstützung Mastholter Unternehmen wurden im Jahr 2005 Sitzbänke an markanten Punkten des Seegeländes aufgestellt.

2006 ging nach langjährigen Verhandlungen zwischen Bürgermeister, der Familie Weiken und einem dementsprechendem Ratsbeschluss das gesamte südliche Areal, das Surfgelände und das ehemalige Firmengelände mit Betriebsgebäude der Fa. Weiken (rd. 25.000 m2) in das Eigentum der Stadt Rietberg über. Damit war eine wichtige Voraussetzung zur Weiterentwicklung entsprechend der Rahmenplanung gegeben.

Im Jahre 2007 konnte die Rad- und Fußwegeführung an dieser Stelle, die bis zu diesem Zeitpunkt noch über die asphaltierte Vennstraße verlief, auf das neu erworbene städtische Gebiet verlegt werden. Hierdurch ergab sich ein neuer Flächenzuschnitt des Surfgeländes. Die neue Flächengröße von 9.500 m2 machten Vertragsanpassungen zwischen Surfverein und der Stadt Rietberg erforderlich.

Die gemeinsame Absicht, den verbleibenden städt. Grundstücks- und Uferteil von 15.500 m2 unter dem Dach eines privaten oder ehrenamtlichen Betreibers öffentlich mit Kletterhügel, Getränkekiosk, Liegewiese und Parkplatz nutzbar zu machen, konnte in Arbeit genommen werden.

Nach einer Idee des Mastholter Gemeindereferenten Ralf Langenscheid bewarb sich der kath. Pfarrverbund Rietberg-Süd 2008 als Nutzer für eine Teilfläche von 6.000 m2. Hier sollte eine Aktivstätte für Messdiener, die zum Pfarrverbund der Stadtteile Bokel, Mastholte und Rietberg gehören, entstehen. Unter Einbeziehung und Benennung des ehem. Betriebsgebäudes zur Miniburg, ist hier durch beispielhaftes jugendliches Engagement, ehrenamtlichen Einsatz und Spenden aus der Bevölkerung der drei Stadtteile ein Treffpunkt für Jung und Alt geschaffen worden. Die Stadt Rietberg hat diese besondere Baumaßnahme mit einem Betrag in Höhe von rd. 100.000,- € maßgeblich finanziert. Auch der ehrenamtliche Einsatz des gebürtigen Mastholters Josef Kleinewietfeld als Planer und Architekt dieses außergewöhnlichen Projektes, muss an dieser Stelle gebührend gewürdigt werden.

Zusammenfassend bleibt festzustellen:
In gut 35 Jahren ist aus einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche ein Gebiet entstanden, das die Lebensqualität der Rietberger Bevölkerung und der umliegenden Region erhöht und sie auch nachhaltig noch steigern wird.
Eine reichhaltige Flora und Fauna entwickelte sich an den Uferrandzonen. Insbesondere findet man dort die unterschiedlichsten Wasservögel.

Deshalb soll an dieser Stelle allen gedankt werden, die sich für das Gesamtprojekt „Naherholungsgebiet Mastholter See“ eingesetzt haben.